Kalo Pascha – Frohe Ostern
Christos Anesti!
Erstmals seit ich in meiner Wahlheimat Zypern lebe, erlebe ich die Rituale der gesamten Karwoche mit, so wie sie in der griechisch-orthodoxen Tradition begangen werden. Und ich liebe Rituale! Während meines Studiums der Ethnologie beschäftigte ich mich intensiv mit verschiedenen weltweit und in allen Kulturen zu findenden Ritualen, deren Funktionen, Formen und Elementen. Sie sind vor allem in schwierigen Zeiten dienlich.
Mit ihrer Hilfe können wir eine neue Ordnung herstellen, die durch einen Umbruch gewohnter Strukturen verloren gegangen ist. Auch familiäre, partnerschaftliche, kollegiale oder freundschaftliche Beziehungen und Bindungen können gefördert und stabilisiert werden. Da ich die lebensverändernde und lebensbejahende Kraft von Ritualen kenne, entwickle ich gemeinsam mit meinen KlientInnen sowohl weltliche als auch spirituelle Rituale. Hier kannst Du mehr zur Ritualberatung lesen.
Mit „Kalo Pascha“ grüßte man sich in den letzten Tagen hier in dem kleinen Bergdorf, indem ich lebe: „Frohe Ostern“. An diesem Wochenende wird auf der Sonneninsel das Osterfest gefeiert – leider aufgrund des Lockdowns recht reduziert und in etwas gedrückter Stimmung, denn für die Zyprioten ist das eines ihrer großen Familienfeste, das sie nun schon im zweiten Jahr nicht so feiern können wie das hier üblicherweise gemacht wird.
Normalerweise wird sonst schon die ganze Woche vorbereitet, geputzt, gebacken, die Eier rot eingefärbt und vor allem die „Flaounas“, das sind Osterbrote mit Haloumi gefüllt und mit Kräutern gewürzt, die dann unter anderem beim Festmahl angeschnitten und gegessen werden, gebacken. Dieses Jahr alles auf Sparflamme.
In Zypern werden die Ostereier traditionell rot eingefärbt. Hefegebäck, wie den Hefezopf, gibt es hier an Ostern auch. Es zeigt sich immer wieder: Rituale haben eine überall auf der Welt eine große Bedeutung!
Der Höhepunkt ist die Auferstehungs-Feier
Gestern, am Ostersamstag, war dann der Höhepunkt der Karwoche: Die Feier der Auferstehung von Jesus Christus. Gemeinsam mit meinem Nachbarn bin ich abends ins benachbarte Dorf Omodos gefahren, wo es auch ein Kloster gibt, um dort an der Osternachtsmesse teilzunehmen. Ich war total gespannt, wie das wohl ablaufen und sich auch energetisch anfühlen würde.
Auffallend war schon beim Betreten des Klosterinnenhofes, dass alle ihre besten Kleider angezogen und eine große, unangezündete Kerze in den Händen hielten – die kleinen Mädchen auch mal in bunt, rosa, gelb, lila, orange sowie mit Glitzer und bunten Bändern daran. Neben dem lauten Knallen und Geruch der Feuerwehrskörper, die schon die ganze Woche und zu dieser späten Stunde um so mehr gezündet wurden, lag eine freudige Erwartung in der Luft.
Die Messe beginnt traditionell gegen 23 Uhr – so ganz genau wird das hier nicht genommen und es ist ein stetes Kommen und Gehen, man redet miteinander, begrüßt sich, stellt Stühle vor der Kirche auf und auch die Kinder sind viel in Bewegung. Typisch zypriotisch lebendig und unkompliziert. Und immer wieder kracht es laut, was mich jedes Mal zusammen zucken ließ, weil die Böller echt laut sind.
Und dann ging es los im Kircheninneren, die Sänger kamen und begannen diesen in der griechisch-orthodoxen Liturgie typischen Art Sprechgesang: Männer, die heilige Texte singend verlesen. Ich verstehe inhaltlich wenig, da ich (noch) kein zypriotisch spreche, also konzentrierte ich mich auf die energetische Wahrnehmung dessen, was da passiert. Auch eine gute Übung übrigens … 😉
Mein Nachbar übersetzte mir das ein oder andere. So hatte ich beispielsweise an einer Stelle das Gefühl, dass sich die Gesamtenergie in und vor der Kirche veränderte, also gefühlt nach unten ging. Spannend, denn da ging es gerade um die Kreuzigung. Wenige Minuten vor Mitternacht dann wurden auch die letzten Lichter in der Kirche gelöscht und der Chor sang die Geschichte von den drei Frauen, die an das Grab Christi kamen, um es dann jedoch leer vorzufinden. Wieder änderte sich die Gesamtenergie: Erwartungsfreude würde ich das nennen.
Und dann, um Mitternacht rief der Priester plötzlich in der dunklen Kirche: „Christos anesti!“ – „Christus ist auferstanden“. Und das Licht ging wieder an und er trat mit einem dreiarmigen Leuchter und einem geschulterten Kreuz in die Mitte des Kirchenraumes und forderte die Menschen auf, „nehmt das Licht von der Kerze, die niemals stirbt“, woraufhin alle zu ihm gingen und ihre mitgebrachten Kerzen an seinen entzündeten.
Das war schon ein sehr besonderer Moment. Auch energetisch. Spontan tauchte die Aussage: „Erhebet die Herzen“, die ich aus der katholischen Lithurgie kenne, irgendwo aus meinem Gedächtnis auf. Ja, so fühlte sich das an: Eindeutig nach oben gehende, geöffnete Energie, die den Brustraum weit macht. Als würde sich das Herz-Chakra öffnen.
Die Darstellung des Lichts als Lebensspender findet sich in vielen Kulturen. Auch die universelle Lebensenergie, die wir im Reiki als Ki kennen, wird mitunter als Lichtträger betrachtet.
Die Priester drehten dann noch eine Runde um die Kirche mit dem Räuchergefäß, verschiedenen Laternen, Kreuzen, dem dreiarmigen Leuchter und allerlei anderen Insignien. Rund 20 Minuten sangen und beteten sie draußen vor der Kirche weiter und immer wieder verstand ich dieses „Christos anesti!“, das auch die Menschen um mich herum intonierten.
Und dann ging es zurück in die Kirche, aber nicht einfach so, sondern ebenfalls mit einem lauten Knall: Denn die Kirchentüren wurden erst verschlossen, um dann nach einem ausführlichen Gebet vom Priester mit einem heftigen Rumpeln aufgestoßen zu werden.
Die meisten verließen dann den Kirchhof mit ihren brennenden Kerzen, die nun als „neues Licht“ nach Hause getragen wurden. Ein Teil der Gemeinde bleibt bis zum Ende des Dienstes, der wohl bis etwa 2:30 Uhr am Morgen andauert und empfängt die heilige Kommunion, wie mir mein Nachbar erklärte.
Das Dorf, das wir auf dem Rückweg zum Parkplatz durchquerten, wäre zu ’normalen Zeiten‘ jetzt angefüllt gewesen mit feiernden Menschen, die auch in den Restaurants beim traditionellen Essen gesessen wären – so knallten eben nur die Böller und der ein oder andere bunte Feuerwerkskörper am Himmel erinnerte an das ansonsten sicherlich rauschende Fest.
Die Essenz ist Liebe
Für mich war es eine neue, bereichernde Erfahrung und ich bin doch auch immer wieder froh, wenn ich fühle und erkenne, dass unabhängig von der religiösen und/oder spirituellen Ausrichtung der Menschen, die Energie sich gleicht – die Essenz ist und bleibt die Liebe. Wie WUNDERvoll!
Und ich bin froh und dankbar, dass ich dies alles wahrnehmen kann – dank meiner trainierten Sinne, auch des sechsten oder siebten… 😉
Wenn auch Du Deine Intuition stärken und Deine Form der Hellwahrnehmung kennenlernen und trainieren möchtest, empfehle ich den EinsteigerInnen die Teilnahme am Grundkurs im Intuitiven Reiki – hier findest Du die nächsten Termine. Für die Geübteren bietet sich auch die Fern-Reiki-Übungsgruppe oder das Channeling-Training an – dazu findest Du hier weitere Informationen.