Planen in wilden Zeiten
Ich ändere meine Strategie
Heute dachte ich mir: „Jetzt reicht’s!“
Ich weiß schon garnicht mehr exakt wie lange schon – ich sage immer: Seit über einem Jahr verschiebe ich nun meine Termine. Doch es ist zumindest gefühlt schon viel länger. Meinen letzten Grundkurs habe ich im Februar 2020 und den letzten Aufbaukurs im Intuitiven Reiki habe ich im Juli 2020 gehalten – unter Beachtung der behördlichen Auflagen und mit virenangstfreien Teilnehmerinnen, denen der Kurs wichtiger war als alles andere. So ein richtig entspanntes Händeauflegen – also so mit echtem sorgenfreiem Anfassen, wechselseitigem Berühren, gemeinsamem Lachen, Ausstreichen und Pusten und was man so alles machen kann in einer intuitiven, freien Reiki-Anwendung – hatten wir zum letzten Mal bei meinen Präsenzkursen im November 2019.
Seitdem verschiebe ich alle Ausbildungskurse, ebenso die gradspezifische Wirkshops und Übungstreffen – mein gesamtes Kursgeschehen liegt also brach, zumindest jenes, das in der persönlichen Begegnung stattfindet. Und dieses Warten auf bessere Zeiten und Kurse-Verschieben mache ich, obwohl ich nicht daran glaube, dass diese „Vermeidungsstrategie“ unser Virus-Problem lösen wird. Ganz abgesehen davon, was das betriebswirtschaftlich für mich als hauptberufliche Praxisinhaberin bedeutet. Ja, ich habe sogar ein Hygienekonzept – geschrieben von einem, der es ganz sicher richtig macht, denn er ist nicht nur Reiki-Meister, sondern auch im entsprechenden Ministerium tätig.
Aber mal im Ernst – wer möchte denn mit OP- oder FFP2-Maske und mit eineinhalb Meter Abstand in der Gassho-Meditation sitzen oder an der Liege arbeiten? Und fehlt nicht auch was, wenn wir erst kurz vor Kursbeginn den Raum betreten dürfen, der dann wahrscheinlich auch noch kalt ist, weil wir alle 30 Minuten 3 Minuten lang lüften müssen, egal wie die Temperaturen draußen sind? Für mich fühlt sich das nicht richtig an – und da geht es jetzt nicht darum, dass ich an den alten, so viel besseren Zeiten festhalten will, sondern weil ich mich weigere, etwas zu unterstützen, mit dem ich das stärke, das ich nicht in meinem Leben, in meiner Welt haben möchte – die Angst. Und zu ihr gehört auch dieses Konzept, dass ich Schutz vor meinen Mitmenschen brauche.
Ich brauche das nicht, nicht mehr. Es hat mich Jahre meines Lebens, viele Selbsterfahrungskurse, ein Nahtodeserlebnis und eine Menge Selbstheilungssessions gekostet bis ich in der Tiefe begriffen habe, dass Angst ebenso wie Liebe eine, meine Entscheidung sind. Nun habe ich vielleicht den Vorteil, dass ich keine Angst vor dem Tod, der letzten menschlichen Instanz, habe – wozu auch? Ich weiß, dass ich lediglich meinen Zustand verändern, meinen Körper verlassen werde. Und ich habe keine Angst vor der Körperlosigkeit – im Gegenteil. Ich genieße es, wenn es mir gelingt in Meditationen diesen schwere- und formlosen Zustand zu erreichen.
Ich weiß, dass alle Materie der Vergänglichkeit unterliegt. Alle. Auch ich. Ob mit oder ohne Maske. Und das akzeptiere ich, ohne Widerstand oder Bedauern, einfach weil etwas in mir weiß, dass es so ist. Akzeptanz. Demut auch. Die Anerkennung eines übergeordneten Prinzips, ohne dabei meine Eigenverantwortung abzugeben. Mich als Teil eines Großenganzen zu begreifen. Ich bin nicht getrennt. Also brauche ich auch keinen Schutz.
Reiki ist für mich auch Wahrheit oder sogar Wahrhaftigkeit – und ich habe nun genug von meinem geduldigen Abwarten bis auch der letzte Angsthase begriffen hat, dass der Virus nicht unser Feind ist, sondern wir Menschen selbst. Und dass nicht irgendwelche mehr oder weniger logischen sowie in-oder konsequenten Umgangs-Regelungen uns retten werden, sondern nur wir selbst. Aus meiner Sicht braucht es die bewusste Entscheidung für oder gegen die Angst, für oder gegen die Liebe. Das ist es, um was es gerade geht. Bewusstseinsentwicklung. Im Schnellverfahren quasi.
Und um diese spirituelle Entwicklung der Menschen qualitativ hochwertig zu unterstützen, habe ich mich nun entschieden, auch meine Reiki-Ausbildungs-Kurse ganz offiziell online anzubieten – andere Angebote mache ich schon lange online, also über die Ferne, per Video, Telefon oder Remote. Ich weiß, dass das geht – alle ReikianerInnen, spätestens dann, wenn sie Fernreiki machen, wissen das. Und ich weiß, dass ich damit gegen die Berufsordnung des von mir 2011 mitgegründeten Berufsverbandes ProReiki sowie gegen die Statuten des Reiki-Verbandes Deutschland verstoße, bei dem ich noch am letzten Wochenende ein Workshop gegeben habe.
Es ist eine Abwägung, meine Entscheidung, was ich jetzt für den Gesamtprozess als hilfreicher erachte – und ich bin nun an einem Punkt, an dem mir die Unterstützung des Prozesses wichtiger ist als die selbst aufgestellten Regeln. „Lerne die Regeln, damit du sie brechen kannst“ ist das von Buddha aufgestellte Prinzip, dem ich damit folge. Für mich macht es keinen Sinn mehr, mich dieser virusauflagenbedingten Selbstkasteiung zu unterwerfen. Ich habe sogar – nur für mich! – das Gefühl, dass es eine unterlassene Hilfeleistung ist, wenn ich das Wissen und die Fähigkeiten für mich behalte, die ich als Reiki-LehrerIn relativ schnell und unkompliziert, also auch für Laien einfach verstehbar, weiter geben kann.
Und das nur, weil ich, wie meine Reiki-Kollegen, damals dachte, dass die Unterrichtung und Einweihung in persönlicher Präsenz DAS Qualitätsmerkmal für gute Reiki-Ausbildungen sind. Sicher, dafür gibt es auch heute noch gute Argumente, doch nun hat etwas anderes für mich Priorität. Und das gilt es anzunehmen und umzusetzen und zwar so, dass die Ausbildungsqualität auch online stimmt. Die Realität, das Leben hat uns bereits überholt, also reagieren wir und halten nicht an etwas fest, dass gerade eher hinderlich als förderlich für uns alle ist.
Hier geht’s zu den Terminen … 😉